in Moitzfeld zu hause

Die Grube Weiß

Autor: Herbert Stahl

Geschichtliche Übersicht

Wann der Bergbau in unserer Region begonnen hat, weiß niemand genau. Neuere Forschungen belegen, dass bereits die Römer auf dem Lüderich nach Blei und Silber gegraben haben. Entsprechende Fundstücke kann das Amt für Bodendenkmalpflege in Overath vorweisen. Für die Grube Weiß ist allerdings schon deshalb kein entsprechender Nachweis möglich, weil der weitaus größte Teil des Altbergbaus unter den aufgeschütteten Halden aus der Zeit nach 1852 und durch moderne Bebauungsmaßnahmen verschwunden ist. Wo Altbergbau noch angetroffen wird, ist eine Klärung über das konkrete Alter ohne archäologische Hilfe nicht möglich. Zumindest 700 bis 1000 Jahre Bergbau sind im Erzrevier Bensberg aber wahrscheinlich. Erzbischof Konrad von Hochstaden soll um das Jahr 1250 die Grube Lüderich betrieben haben, um auf diese Weise Mittel für den Bau des Kölner Doms zu gewinnen. Doch handelt es sich um Vermutungen, die für die einzelnen Gruben speziell nicht belegt werden können. Andererseits sind immer wieder alte Schachtanlagen und Stollen aufgefunden worden, die mit Schlägel und Eisen oder durch Feuersetzen geschaffen worden sind. Damit dürfte feststehen, dass diese Bergbaurelikte mit hoher Wahrscheinlichkeit aus einer Zeit vor dem Dreißigjährigen Krieg stammten, denn seit dieser Zeit hat man im Bergbau Sprengstoffe verwendet.

Der früheste schriftliche Nachweis auf Bergbau in unserer Region geht auf eine Urkunde vom 23. August 1512 zurück. Darin erneuert Johann III., Herzog von Jülich - Berg und Graf von Ravensberg (1511 bis 1539), die Erlaubnis seines Vorgängers Wilhelm IV. (1475 bis 1511), Erz zu schürfen. Er verbrieft Hans Unger und Rütger Osthoff die Erlaubnis, "auf dem Hahn" im Kirchspiel Bensberg von diesem Recht Gebrauch zu machen. Genau lautet der Text: "in unsem berge genannt der Haen in unsem ampt vom Portz ind in unsem kirspel van Bensbur gelegen". Sie dürfen daraufhin, "in dem vurgenanten berge, soe in berge ind dael inslain, umb alrelei erze van goulde, silver, mittel, kuffer ind bli zu soechen ind damit zu handelen". Viele Geschichtsforscher haben vergebens versucht, das Wort "Haen" zu deuten, da es entsprechende Flurbezeichnungen nicht gibt. Sofern die Erklärung zutreffen sollte, dass es sich um die Bezeichnung "auf dem Hohn" handeln könnte, dann käme die mit der Grube Weiß konsolidierte Kupfergrube Mariensegen (unterhalb von Klein-Hohn) in Betracht, wo heute noch entsprechende Spuren zu finden sind. Möglicherweise würde auch die benachbarte Grube Himmelsglück (ebenfalls unterhalb von Klein-Hohn) in Frage kommen. Diese Überlegungen sind jedoch sehr spekulativ.

Ein weiterer schriftlicher Hinweis stammt vom 8. Oktober 1738. Danach erhielt der Hofrat Gumpertz eine Generalbelehnung "zur Ausbeute aller zwei Stunden im Umkreise von Bensberg herum" sich vorfindenden Eisenstein-, Kupfer-, Blei- und Silberbergwerke. Am 3. September 1740 bestätigte man ihm die verliehene Belehnung. Bei näherer Betrachtung dieser Aussage war Gumpertz damit Herr über sämtliche Gruben im Erzrevier Bensberg. Aus heutiger Sicht wären dies über 100 Gruben gewesen, darunter auch die Grube Weiß. Nirgendwo findet man aber Hinweise darüber, wo und wie Gumpertz dieses Bergrecht genutzt hat.

Am 1. Mai 1773 lässt sich ein Johann Christophel Welter einen Mutschein für die Grube "an der Straße von Bensberg nach Herkenrath" ausstellen. Es ist nicht bekannt, um welche Grube es sich genau gehandelt hat und was daraus geworden ist. Es kann die Grube Weiß gewesen sein; aber auch die Gruben Liebig (auf dem Hackberg), Jungfrau (in Moitzfeld an der Erdenburg), Blücher (benachbart zu den Gruben Jungfrau und Weiß), Gérard, Wahlstatt I und Katzbach (alle drei in der Nähe von Voislöhe) und sogar noch Mars und Georg Forster (beide im nordwestlichen Teil des Volbachtales) kommen hierfür in Betracht.

Als es zu Beginn des 19. Jahrhunderts technisch gelang, Zinkerz in so genannten Muffelöfen zu hochwertigem Metall zu verhütten, brach im gesamten Bensberger Erzrevier in der Mitte des 19. Jahrhunderts ein wahrer Zinkrausch aus. Am 13. Januar 1852 beantragte der Grubensteiger Hahsbach zu Volberg für den Gewerken Charles Détillieux die Mutung für einen Blei-, Blende- und Kupfererzgang "im Rabensack bei Bensberg" unter dem Namen Carlszeche. Am 29. September 1852 stellte man die Bauwürdigkeit des Erzvorkommens fest. In diesem Zusammenhang beschreibt der Protokollführer wohl entsprechend der mundartlichen Aussprache die Örtlichkeit mit "Mutung Carlszeche im Ravensack"; dies erklärt, warum die Leute noch heute die Grube Weiß als "Ravesack" bezeichnen. Die Verleihung erfolgte mit dem Namen "Weihs" am 29. Dezember 1852 an Détillieux für die Gesellschaft PHOENIX. Aus den Protokollen ergibt sich, dass sich die Mutung Carlszeche zunächst auf einen Antrag vom 10. Juli 1848 gegründet hatte. Sie sei durch neue Mutungsgesuche "fortgesetzt in Kraft erhalten geblieben". Man habe bereits im Jahr 1847 westlich des Gehöftes Steinacker in "hora 5" einen Stollen vorgetrieben, um einen "im Talgehänge befindlichen Pingenzug zu unterfahren". Über den früheren Betrieb würden alle Nachrichten fehlen. Am 13. August 1858 erfolgte eine Erweiterung der Verleihung auf Eisenerz.

Abb. 1: Titelblatt des Zechenbuches

Schon früh waren alle Betreiber der größeren Gruben bestrebt, die Berg- bzw. Abbaurechte in ihrer näheren Umgebung zu erwerben, wenn eine benachbarte Grube ihren Betrieb eingestellt hatte oder sich aus anderen Gründen ein Zusammenschluss ermöglichte. Auf diesem Wege hoffte man, vorhandene Bodenschätze sichern zu können, die noch nicht aufgeschlossen waren. So kam es am 28. August 1874 zu einer ersten Konsolidierung mit der Grube Himmelsglück. Von dieser Zeit an hatte die Grube Weiß den Namen "Consol. Weiß". Das Grubenfeld Himmelsglück war verliehen worden zur Gewinnung von Blei-, Kupfer- und Zinkerzen am 21. November 1855 "auf dem Gebirge Scheid" bei Kleinhohn. Von jetzt an konnte man das ergiebige Ostfeld vom Laveissière-Schacht in Steinacker weiter aufschließen und dadurch den Betrieb der Grube Weiß über Jahrzehnte sichern. Über den Betrieb der Grube Himmelsglück vor der Konsolidierung mit der Grube Weiß ist so gut wie nichts bekannt.

Abb. 2: Ansicht der Grube Weiß in Richtung Osten im Jahr 1884

Gebäude im Vordergrund: Aufbereitungsanlage, Fachwerkgebäude Bildmitte mit zwei Schornsteinen: links mit kleinem Turm alter Maschinenschacht, rechts Maschinen- bzw. Kesselhäuser, oben halbrechts: Essingh-Schacht mit Schornstein, Maschinenhaus und Rolle , oben rechts im Hintergrund: Laveissière-Schacht, davor liegt die Verladerampe der Pferdebahn mit Rolle.

Eine weitere Konsolidierung erfolgte am 5. September 1890 mit den Gruben Mariensegen und Leopold von Buch. Die Grube Mariensegen war am 27. November 1846 zunächst auf Kupfer verliehen worden. Eine Erweiterung auf Bleierze und Blende erfolgte am 30. November 1853. Nachweisbar wurde hier allerdings bereits vorher in den Jahren 1825 bis 1829 abbauwürdiger Bergbau betrieben (zwei Stollen), wie Emil Buff aus damals sicherer Quelle berichtete. Weitere Informationen über den Betrieb der Grube Mariensegen sind nicht mehr vorhanden, weil im Zweiten Weltkrieg viele Unterlagen beim Oberbergamt Bonn verloren gegangen sind.

Anders verhält es sich mit der Grube Leopold von Buch, über die umfängliches Quellenmaterial vorliegt. In einem Feldbesichtigungsprotokoll vom 30. Januar 1849 durch den Obergeschworenen Behner von der Bergbehörde in Oberkassel und einen Herrn J. T. Stuewer, Kaufmann aus Köln, ergibt sich, dass eine Grube "Anhöhe rechts der Chaussee von Bensberg nach Altenbrück am Steinhauser Berg" gelegen war. Es habe sich um ein "altes Werk" gehandelt, dessen "Betriebszeit aus diesem Jahrhundert wohl nicht herrühren möchte, indem auch keine Urkunden vorhanden sind". Eine Notiz von 1846 im gleichen Aktenstück erwähnt einen Versuchsschacht bei 3 ½ Lachter (ca. 7 Meter) Tiefe mit Gang auf Blei und Kupfer, der "aus dem Jahr 1800" stamme. Wahrscheinlich handelt es sich hierbei um eine Fehleinschätzung. Die vorgefundenen Bergbaurelikte waren höchstwahrscheinlich noch viel älter, vielleicht waren sie sogar mittelalterlichen Ursprungs. Die Belegschaft der Grube Anhöhe bestand 1846 aus "2 Hauer, 1 Lehrhauer, 3 Förderleute, 1 Zimmerhauer, zusammen 7 Mann". 1852 waren es "1 Steiger, 7 Hauer, 4 Schlepper, zusammen 12 Mann".

Sodann wird in dem Feldbesichtigungsprotokoll vom 30. Januar 1849 erwähnt, Herr Rochat (Rochaz) von der Gesellschaft Antonius sei im Besitz einer Mutung betreffend "Grube Carl Heinrich" am kleinen Steinhaus ca. 50 Lachter (ca. 100 Meter) östlich des Grubenfeldes Anhöhe. Dabei handelt es sich wohl um das Grubenfeld James Watt. Im Jahr 1850 wird ein Grubenfeld "Luftschiff" genannt. Diese Lagerstätte erreichte man über das Mundloch Anhöhe in einer Entfernung von 63 Lachtern (ca. 130 Meter). Im Kreuzungspunkt beider Lagerstätten lag die Mutung Berzelius .

Ein Protokoll vom 6. Mai 1853 berichtet, dass ein Fr. Yates am 3. September 1852 die Mutung Leopold von Buch erstmals beantragte, nachdem er diese in der Stollensohle der Grube Anhöhe aufgeschlossen hatte. Anschließend verhandelte man darüber, die "Grubenfelder Luftschiff, Anhöhe, James Watt und Berzelius" mit Leopold von Buch als Grube zu vereinigen, nachdem nochmals auf den alten Bergbau in der Nähe von Luftschiff und der Mutung Felix hingewiesen worden war. Die endgültige Verleihung erfolgte auf dem Gebirge Ruhberg bei Bensberg am 16. September 1853 mit dem Namen Grube Leopold von Buch, der seitdem allgemein verwendet wurde.

Weitere Informationen über den Bergbau der Grube Weiß und das Leben in Moitzfeld enthält das Buch

"Das Erbe des Erzes, Die Grube Weiß", ISBN 3-00-011243.

© Herbert Stahl, Schlodderdicher Weg 75, 51469 Bergisch Gladbach

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